Ca. 700 Jahre Pfarrei St. Andreas Hullern

Die 4 Hofkapellen am Hullerner Stausee

Lage der Kapellen (Karte)

Reihenfolge von links nach rechts (West nach Ost):

 

„Hagemannsche Kapelle“ [Hullern, ehemalige Haus-Nr. 3] / (Borkenbergestraße)

Hagemannsche Kapelle

Hagemannsche Kapelle

Die Hofkapelle wurde im Jahre 1897 im Auftrage der Witwe Lena Hagemann (geb. Lütke-Holz) erbaut. Ehemann Jacob Joseph Hagemann war schon früh, am 03.05.1886, verstorben.
Aufgabe des Hofes im Jahre 1995; Teilabbruch, die Scheune wurde danach noch als Maschinendepot der Gelsenwasser AG genutzt.
Abbruch der Scheune im Jahre 2012.

 

Kapelle Hanke / Schlautmann [Hullern, ehemalige Haus-Nr. 4]

Kapelle Hanke / Schlautmann

Errichtung der Hofkapelle im Jahre 1914.
Bernhard Hanke (*22.09.1882), kirchliche Trauung am 04.06.1912 mit Anna Schlautmann, (* 23.04.1889, Haus-Nr. 2).

Abbruch der Hofgebäude 1965/1966.

 

Ehemaliges Hofkreuz Hullermann / Holtkamp [Hullern, ehemalige Haus-Nr. 5]

Ehemaliges Hofkreuz Hullermann / Holtkamp

Die Familie Hullermann zog Ende 1925 nach Emsdetten, Hollingen Nr. 22.
Der Hof wurde im Jahr 1925 vom Wasserwerk für das nördlich-westfälische Kohlenrevier aufgekauft.
Anschließend: Johann Holtkamp (Pächter).

Räumung des Hofes: Nov. 1966,
Abbruch der Gebäude: 1967.
Das Hofkreuz wurde im Jahre 2012 beseitigt.

 

Kapelle Hering / Siemann [Hullern, ehemalige Haus-Nr. 10]

Kapelle Hering / Siemann

Kapelle Hering / Siemann

Die Familie Schulte Hullern war am 31.07.1899 nach Nienberge bei Münster verzogen.
Anschließend übernahm die Familie Hering aus Gladbeck den Hof. Im Jahre 1910 heiratete Peter Siemann (Overrath Nr. 4) Maria Hering (* 1888 in Gladbeck). Das genaue Erbauungsdatum der Kapelle ist nicht bekannt.
Anschließend: Siemann, Aloys (Pächter). Die Familie Siemann verzog am 24.09.1965 nach Hullern, Haus-Nr. 3.
Zugezogen am 09.07. bzw. 04.10.1965: Peter Meuter (Oberförster, Wildmeister) und seine Familie. Umzug der Familie Meuter am 31.07.1967 in das Forsthaus (Gelsenwasser AG), Hullern, Nr. 68.
Die Gebäude des alten Hofes Schulte Hullern / Siemann wurden nach 1967 abgebrochen.

 

„Streylsche Kapelle“ [Hullern, ehemalige Haus-Nr. 8]

Streylsche Kapelle

Streylsche Kapelle - geöffnete Tür

Streylsche Kapelle - innen

Streylsche Kapelle - innen

Streylsche Kapelle - innen

Streylsche Kapelle - innen

„Die Odyssee einer Madonna“

Die hofeigene Kapelle wurde im Jahre 1852 erbaut. Um 1900/1905 erwarb Colon Joseph Streyl für stattliche 300 Mark den Altar „Maria Krönung im Himmel“ (22. August), der aus der abgebrochenen Dionysiuskirche zu Seppenrade stammt. Aufgrund eines Hinweises „ auf dem alten Friedhof in Seppenrade vergammelt ein Altar der abgebrochenen Kirche“ wurde er auf den Fund aufmerksam, ließ den Altartisch und die Madonna für fast die gleiche Summe restaurieren und anschließend in der kleinen Kapelle aufstellen.

Ehemaliger Altartisch und die Madonna

Ehemaliger Altartisch und die Madonna in der Hullerner Kapelle

Ursprünglich zierten zwei Sprüche die Seiten des Altares: „Des Paradieses Pfordten werden durch Dich uns aufgetan“ (links), „Wie Du heute glorreich mit den Engel triumphierst“ (rechts).

Heute ist nur noch ein einfacher Altartisch vorhanden, der von einem schlichten Holzkreuz überragt wird.

heutiger Altartisch

Um 1940 malte Ludger Hohmann, der von der Familie Streyl vor dem Einzug in den Krieg auf dem Hof versteckt worden war, die Kapelle aus. Es wurden vier Heilige in Anlehnung an die Vornamen der damaligen Familienmitglieder ausgewählt:
Joseph, der Zimmermann = Großvater Joseph Streyl
Heinrich, der Städtebauer = Heinrich Streyl
Hubertus mit dem Hirsch = dessen Bruder Hubert
Ludger (ursprünglich mit einer Gans) = dessen Sohn Ludger

Außerdem malte Hohmann Maria mit dem Jesuskind (= kreisrundes Bild über der Tür) und Adam und Eva. Diese Bilder sind heute nicht mehr vorhanden. Jährlich zur Flur-, Feld-Prozession (10 Tage nach Fronleichnam) wurde die Kapelle festlich geschmückt, da sie im Kirchspiel die 4. Prozessionsstation war.

1970 siedelte die Familie Streyl nach Dülmen-Rorup um.

Um 1990 vereinbarten die Gelsenwasser AG und die Familie Streyl, dass die Kapelle stehen bleibt und nicht - wie vorher vertraglich geregelt - auf den „neuen“ Hof „Gut Hamicolt“ in Dülmen-Rorup versetzt wird.
1992 „kam“ die Kapelle „nach“. Ludger Streyl: „Wir haben die Kapelle in unserem Garten originalgetreu nachgebaut und den abermals restaurierten Altar hierher geholt. Es war der Wunsch der Gemeinde, die alte Kapelle in Hullern stehen zu lassen, denn alle zwei Jahre ist sie Station bei der Hagelprozession.“
(Quelle: kirchensite.de/online mit dem Bistum Münster, 2006)

Somit bleibt die Kapelle am Hullerner See ein letzter Hinweis auf den dort von 1795 bis 1977 (Abriss der Wirtschaftsgebäude) bzw. 1983 (Abriss des Wohn- und Gartenhauses) gelegenen Hof.
(Vgl. Bildband „1000 Jahre Familie Streyl Hullern, Ahnen und Hofgeschichte“, Idee, Inhalt und Durchführung: Joseph Streyl, Ascheberg (1993).

Die Kapellen stehen in der Denkmalliste der Stadt Haltern am See.

Quellen:
Stadtarchiv Haltern am See, Meldekartei des Amtes Haltern
Hullern - ein Dorf zwischen Lippe und Stever, 1994, S. 202.